3 Städte in 3 Tagen – 1/3 Parma

Vom Ufer des Flusses aus, der den oberen Teil Italiens vom Rest des Stiefels abschneidet, ging die Fahrt für mich noch ohne genaueres Ziel vor Augen weiter.

Ich wusste aber, dass eine Stadt von berüchtigter Kulinarik gar nicht so weit weg sein kann und nach kurzer Routenplanung ließ ich meine Räder in Richtung ‚Parma‘ rollen. Berühmt als Herkunftsort des exquisiten Käse, aber noch so viel mehr, wie ich an diesem Tag herausfinden durfte. 

Nach einer doch etwas ausgedehnteren Fahrt, kam ich kurz nach der Mittagszeit vor den Toren und in einem Parkhaus an. Von dort aus machte ich mich zu Fuß auf, weiter hinein ins Zentrum. Eine belebtes, mit Menschen und Autos gefülltes Treiben begrüßte mich unter der hoch stehenden Sonne. Erst einmal fernab der touristischen Hauptstraße, schlängelte ich mich durch die sympathischen Nebengassen im Schatten von Balustraden. Kam vorbei an blühenden Balkonen in jeglichen Farben und Größe der Blüten, kleinen Restaurants mit Gedeck und Klapptischen mitten auf der Straße und hin und wieder eine Verzierung an den Häuserwänden oder Brunnen, die schon als Kunstwerk für sich stehen könnte. Irgendwann, angezogen vom Zentrum wie ein Planet um ein schwarzes Loch kreisend, wurde ich unbewusst doch immer dichter in Richtung der Menschenmassen und des Trubels gelenkt und kam an der ‚Cattedrale di Parma‘ vorbei, ein riesiger Monumentalbau dicht an dicht mit den vergleichsweise mickrig wirkenden dreistöckigen Wohnhäusern ineinander verschlungen.

 

 

Sicherlich aus der gleichen Zeit stammend und vollendet im selben Baustil, dennoch in keiner einzigen Weise vergleichbar.

Doch viel Zeit zum staunen bliebt mir nicht wirklich, denn mein Magen drängte mich den kulinarischen Gerüchen, die mir in die Nase stiegen, hinterher. Nach langem Suchen aufgrund von zu viel Angebot an Mittagsoptionen, gab er dann doch irgendwann Ruhe nachdem ich ihn mit belegtem Focaccia gefüttert habe. Gestärkt ging es für mich durch verspiegelte Häuserschluchten und bunt bemalten Pfade in Richtung Parma, dem gleichnamigen Fluss, der die Stadt durchzieht und schließlich auf den ‚Piazza della Pace‘.

Parma war offizielle Kulturhaupstadt des vorletzten Jahres und das definitiv zurecht. Das Angebot an Kunst, Kultur, historischen Bauten und Viertel ist geradezu am Überquellen. 

Eines dieser Erben, welches wohl maßgeblich auch zur Wahl dieser Stadt beigetragen hat, ist die Nationalgalerie, eingebettet zwischen Fluss und besagtem Piazza. Noch schnell ein Espresso an einer Straßenbar um meine Sinne aufs äußerste zu schärfen und empfänglich für so viel Kunst zu machen und dann stand ich auch schon im Nordflügel des Museums. Noch recht unspektakulär, aber sehr detailliert findet man erstmal eine Reise durch das Leben der Farnese, die die Stadt lange Zeit lenkten und regierten. Leider ist mein italienisch noch nicht vollends ausgereift und so schmälerte dieser Umstand mein erlangten Wissen durch diese Ausstellung doch etwas. Aber nicht so schlimm, denn die wahre Perle des Komplexes wartet auf der gegenüberliegenden Seite, die nur über einen kleinen Spaziergang über den Platz zu erreichen ist. Frei von jeglichen Sprachbarrieren und gänzlich ausdrucksstark, die Gemäldegalerie.

Der Fokus der Werke liegt hier ganz klar auf kirchlicher Kunst und das aus verschiedensten Epochen und Sichtweisen auf Religion, aber das ist in einem so katholischen Staat wie Italien auch sicherlich die Norm in den Museen überall im Land.

So wurde ich von den Künstlern an die Hand genommen und einmal durch die komplette Bibel in Standbildern geführt. Von der Erschaffung der Erde und Adam und Eva, bis hin zu zahlreichen Ausführungen der Kreuzigung ist alles in allen Varianten dabei. Dazwischen hin und wieder ein paar historische Artefakte und auch ein, zwei Skulpturen schauen aus den Ecken der Gemäuer auf die grandiosen Gemälde. Einige viele Minuten habe ich in diesem Museum verbracht, aber ich hatte noch ein wichtiges anderes Ziel vor Augen, das es umzusetzen galt, bevor die Läden schließen. So musste ich mich also unweigerlich der Kunst entziehen und blieb zurück mit Bewunderung, aber auch einem wesentlichen Kritikpunkt im Kopf. Die Gemälde konnte nicht ihr volles Potenzial der Wirkung auf den Betrachter ausüben, denn sie waren teilweise dermaßen schlecht ausgeleuchtet, dass durch die Reflektion oder Schatten auf der Leinwand nicht einmal das heilige Gesicht Jesus‘ hervorstrahlen konnte.

Aber von hier aus am Ufer des Flusses entlang, der ebenfalls ziemlich ausgetrocknet und dürftig vor sich hin plätschert, bis zu einem kleinen Feinkostladen. Den wenn schon in Parma, dann auch Parmesan aus Parma ergattern. Gesagt, getan und so trat ich mit einem riesigen Stück Käse zu kleinem Preis und einer Flasche Rosso di Montalcino, damit sich der Parmesan nicht so einsam fühlt, wieder auf die Straße. Der Abend wollte schon so langsam anbrechen und ich befand mich noch auf der gänzlich anderen Seite der Stadt als mein Reisebegleiter.

So konnte ich aber noch einmal einen schönen letzten Spaziergang an pompösen historischen Kathedralen und Bauwerken machen und einen kleinen Einkauf bei einem Obst- und Gemüsehändler erledigen. Wie sich später rausstellte, die besten Tomaten, die meine Geschmackknospen je verarbeiten durften! Aber wie sollte es auch anders sein im Land von Sonne und Pasta, Italien.

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