Andorra – Der Zwergstaat über den selbst die größten Weltenbummler Europas so wenig wie die Konflikte in Zentralafrika wissen. So war auch ich einer dieser Unwissenden (in beiden Angelegenheiten), nun aber habe ich mal vorbeigeschaut und bin etwas klüger. Das zweite Themengebiet nehme ich mir dann auch noch vor.
Meine Internetrecherchen haben nur ergeben, dass das Land zwar nicht zur EU gehört, die Staatswährung dennoch der Euro ist und sich das Land daher als wahres Shoppingparadies jeglicher Art für reiche Europäer entwickelt hat, denn neben der allgemeinen Mehrwertsteuer von gerade mal 5% kann man mit etwas Taktik hier auch viel wertvolles Gut steuerfrei ins Heimatland verschiffen. Früher war das Land auch mal bekannt für ihre Tabakherstellung, die als eine der wichtigsten Europas galt und in weltweitem Export mündete. Heute sind die verbliebenen Fabriken nur als Museen im Geschäft. Tabak wird hier jedoch weiterhin fleißig verkauft und das in riesigen Verpackungen in jedem Supermarkt. Zweiter Verkaufsschlager ist der Alkohol, der in ebenso überproportionalen Behältnissen über die Kasse geht. Teilweise gibt es die Kilopackung Drehtabak direkt mit angeklebter 1,5L Flasche Whiskey zu kaufen. Die günstigen Preise habe ich mir aber nur beim Diesel zu nutze gemacht, das erste Mal auf der ganzen Reise mit einem guten Gefühl vollgetankt und bin dabei sogar bei unter hundert Euro geblieben. Grandios.
Im Allgemeinen gibt es in Andorra drei größere Städte bzw. Ortschaften, wobei Andorra la Vella die Hauptanlaufstelle ist. Im Winter ist das Land in den Pyrenäen Skiparadies, sodass die gesamte Wirtschaft und Infrastruktur auf den Wintertourismus ausgelegt ist.
Ich bin hier allerdings Mitten im Sommer gestrandet, mit dem Schnee ist hier auch der Tourismus fürs erste geschmolzen. Bei 38 Grad wanderte ich durch die Straßen, winterliche Temperaturen sind nur in den Shoppingzentren und tausenden Boutiquen zu finden. Statt den Pisten wird momentan auf den Einkaufsarkaden entlang geglitten. Dabei aber immerhin der Ausblick auf die grünen Berge, egal wo man hinschaut, denn die Städte liegen bequem eingebettet in die kleinen Täler zwischen den riesig hohen Gipfeln. Die Nacht war sehr ruhig, geschützt von der Außenwelt zwischen den Berggipfeln, bis dann die allnächtlichen Gewitter über mir hereinbrachen. Die Pyrenäen bekommen momentan die volle Ladung ab.
Das Land wirkt wie eine andere Welt, abgeschnitten von der europäischen Zivilisation irgendwo versteckt hinter den letzten Bergspitzen. Eine eigene Zivilisation für sich, ausgelegt um ihre Besucher aus fernen Ländern mit billigen Preisen zu versorgen, ansonsten aber die völlige Ruhe der Einsamkeit zu genießen.
Lange habe ich mich hier nicht aufgehalten. Da das Land mit dem Auto in nicht mal zwei Stunden durchquerbar ist, bin ich fast schon aus versehen wieder über die Ländergrenze gerollt und steckte meine Füße wenig später schon in spanischen Strandsand…
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Gewitterphobie und höchste Glücksgefühle beim Tanken – erstaunlich, wie eng manches beisammen liegt. 😉