‚Ich wasche meine Kaffeetasse in einem kleinen Wasserfall‘
Ein so schöner Satz, wie ich finde und erfreue mich über diese Tatsache
während die ersten Sonnenstrahlen über mein Gesicht wandern und die Kälte der Nacht vertreiben.
Ein Ort zum Verweilen. Schon bei meiner Ankunft breitete sich dieses Gefühl in mir aus.
Dieser Ort.
Knappe 200 Seelen leben dort.
Eingekesselt von hohen Gipfeln,
übersäht mit tausenden Baumwipfeln.
Durchzogen von einem Fluss,
an den meisten Stellen seicht,
doch an manchen reißt er leicht,
an dem der die Erfrischung sucht.
Und steht man selbst an den tiefsten Stellen,
berührt das Wasser nicht mal die Ellen-
-Bogen. Bogen ziehen auch die Brücken,
über den Fluss und schließen die Lücken
zwischen Häusern im Nord
und dem kleinen Zentrum vom Ort.
Wobei man es kaum Zentrum nennen kann. Ein Restaurant und eine Bar daneben. ‚La Posta dal 1901‘. Hier saß ich das ein oder andere Mal auf sehr bequemen Plastikstühlen an der kleinen Hauptstraße und ließ die Wirkung sehr vorzüglicher Kaffeebohnen in mir entfalten (zum Abend hin auch gerne einen erfrischenden Aperitivo, in dessen Glas ich die Spiegelung des Sonnenuntergang und hochstehenden Mondes über den Bergen beobachten konnte), während mein Blick über den hervorstehenden Fels schweifte, der in der Mittagssonne seinen Schatten auf die paar Häuser wirft, welche dicht an dicht den Hang hinauf gestapelt wurden.
Auf eine Fleck gedrängt, während sie am Fluss entlang ohne weiteres Raum gefunden hätten, sich auszubreiten.[1]
Unter diesen Bauten auch eins, das inzwischen leer steht. An der kastanienbraunen Haustür im weißen Marmorrahmen hängt das rote Schild mit der Aufschrift „Vendesi“, mit Draht am goldenen Knauf befestigt. Darüber hängt eine längst erloschene Laterne, das Metall zur Hälfte zerfressen und in blassem Weiß, früher wohl mal grün. Der Eingang ist unter einem Bruchsteinbogen versteckt und das kleine Schild oben rechts mit der Nummer 36 in weißen Ziffern auf grünem Grund schon weitestgehend von Weinblättern überwachsen.
Und wie ich so davor stehe, denke ich mir, nur zu gerne würde ich die Telefonnummer sogleich wählen um dieses Anwesen zu ergattern, das zur einen Seite die engen Gassen hinunter zur Brücke entlang schaut, zur anderen offen in Richtung eines Flusses ein paar Meter über dem Wasser schwebt, welches ein Stück weiter aufwärts einen rauschenden Wasserfall direkt aus den Felsen hinunter gleitet.
Zu blöd nur, dass ich erst 19 bin und selbst wenn ich das Geld hätte um dieses alte Gebäude zu meinem Eigen zu machen, sind es noch Jahrzehnte bis zu meinem Lebensabend, den ich hier verbringen werde. Trotzdem überlege ich jetzt schon fieberhaft, wo ich das Geld schnellstmöglich auftreiben kann, um mir dieses Haus und einen alten Fiat Panda zu kaufen. Denn mehr braucht es wohl nicht im Leben zum Glücklichsein.
Equi Therme. Ein Ort zum Verweilen.
___
___
[1] Angelehnt an eine Passage des großartigen Italo Svevo
Wie findest du diese malerischen und idyllischen Orte ? Ich vermute, sie sind nicht planmäßig auf deiner Route. Sei nicht traurig ,daß du dieses Haus derzeit nicht erwerben kannst. Es werden dir noch viele solcher traumhaften Orte in deinem Leben begegnen. Du beginnst es ja gerade erst !