Das Land der Reichen und Schönen. Nach einem 5 Minuten Exkurs durch Frankreich, rolle ich bei 30°C und strahlendem Sonnenschein über den Grenzstreifen und fahre von nun an in Kolone zwischen Rolls Royce und Bentley. Ein ganz stattliches Gefühl, vor allem weil ich von meinem hohen Fahrersitz auf die kleinen Cabrios hinunter schauen kann. Mit Navigationshilfe meines Handys versuchte ich ein Parkhaus anzusteuern, um mich trotzdem schnellstmöglich zu Fuß in das Treiben Monacos zu werfen. Doch erst bei der dritten Anlaufstelle fand ich Herberge für den Van, den die meisten Parkhäuser der Stadt waren an diesem Tag bis auf den letzten Platz belegt. Die Preistafel an der Einfahrt in den Untergrund legte eine mathematische Gleichung vor, bei der der Preis mit jeder Stunde proportionell ansteigt. Es hieß also wieder effektives Sightseeing bei minimaler Zeitauslastung. Noch einmal die wichtigsten Anhaltspunkte der Stadt auf meinem Handy raussuchen, dachte ich mir, doch da bekomme ich auch schon eine nette SMS von meinem Mobilfunkanbieter, dass das Gebiet Monacos bedauerlicherweise nicht in meinem Tarif gedeckt ist und sie daher jedes Recht haben, mir bei der kleinsten Bewegung im Internet eine unsagbar hohe Rechnung zu stellen. Das mit der Recherche musste also noch warten, bis ich mir im nächsten Supermarkt das WLan erschnorren konnte. Dieser ungeplante erste Stopp auf meiner Tour durch die Stadt war dennoch sehr lohnenswert, denn ich finde es sowieso immer sehr interessant in die gut gefüllten Verkaufsregale anderer Länder zu gucken und mich dabei darüber zu ärgern, welch exquisite Köstlichkeiten uns bei unserem Rewe vorenthalten werden. Monaco verbindet hierbei übrigens das Sortiment der italienischen und französischen Märkte, was schon eine ganz beschauliche Vielfalt bietet. Leider aber zu wirklich empörenden Preisen. Beim Schlendern durch die Gänge hatte ich inzwischen alle Sehenswürdigkeiten der Stadt wieder aufgerufen und mir die Onlinekarte ganz gewieft heruntergeladen. Take that o2!
Immer entlang der legendären Rennstrecke, die quer durch Monaco verläuft, führte der Weg zu allererst zum fast ebenso berühmten Yachthafen. Portofino kann hier nur schwerlich mithalten, denn das waren nun echte Tanker die vor den Toren der Stadt im Wasser schlummerten und als Yachten durchgehen sollten. Und davor dutzende grinsende Familienväter, die sich von ihren nicht ganz so begeistertem Partnern und Kindern vor den Prestigeobjekten fotografieren ließen, um das Bild dann an ihre Freunde zu schicken und mit einem gelungen Kommentar über ihren neuesten Kauf im Urlaub so zu tun, als wären die Schiffe ihr Eigen.
Direkt am Hafen thront ein Hotel, gebaut im Still eines Kreuzfahrtschiffes, das sich unbemerkt als eine der vielen Yachten ausgibt. Und ehrlich gesagt ist von weitem auch nicht zu erkennen, ob das Bauwerk wirklich auf festem Boden steht oder nicht doch nur ein extravagant großes Gefährt im Wasser ist. Bei den surrealen Ausmaßen fällt der Unterschied kaum auf.
Durch einen kleinen Durchgang unter dem Hotel landete ich auf einmal in einem riesigen Tunnel, in dem die Autos an mir wie auf einer Autobahn vorbeirasten. Ich musste mich zweimal vergewissern, dass ich hier auch richtig bin. Aber der Gehweg führte wirklich hier entlang und schon in der nächsten Kurve lag auch der unterirdische Eingang zum prunkvollen Casino. Doch ich nahm die Tür daneben und gelangte über einen Fahrstuhl nun wieder ein paar Etagen höher und stand in einer kleinen Parkanlage über den Dächern der Stadt, mit vorzüglichem Blick auf den Hafen und das Meer. Die Luft war kühl dort oben und der Lärm des urbanen Dschungels dort unten kam nur noch in gedämpften Tönen in dieser Höhe an. Ein wirklich entspannter Ort, an dem man sich im Schatten der angepflanzten Bäume auf eine Bank fläzen und den Tag auf sich wirken lassen kann oder aber auch direkt ein kleines Mittagsschläfchen abhalten könnte, wie es einige Einheimische zur Mittagsstunde taten. Sogar Adam und Eva gesellten sich in diesen Garten (Eden).
Da ich nicht schon wieder in den Untergrund verschwinden wollte, entschied ich mich diesmal nicht für den Aufzug, sondern für die Treppe am Rande der Parkanlage. Sehr gute Wahl, denn diese führte mich geradewegs ins Herz der Stadt. Der Place du Casino. Hier tummeln sich alle, die etwas von sich halten und dies auch zeigen wollen. Eine enge Einbahnstraße führt einmal quer über den Platz, gerade breit genug um seinen Lamborghini in Schrittgeschwindigkeit darüber zu schieben. Der Weg soll zwar sicherlich dafür genutzt werden um geradewegs zum Casino zu gelangen (das hier nun auch im Sonnenlicht zu bestaunen ist), wurde dieser Funktion aber Zweckentfremdet und fungiert nur noch als Catwalk für die Sportwagen des Landes. Denn diese reihten sich in einer langen Schlange auf der Straße, während die Touristen tausende Fotos aus den verschiedensten Winkeln von ihnen und ihren stolzen Besitzern machten. Ein echter Lauf-/Fahrsteg.
Neben dem Casino, das tagsüber selbst in kurzer Hose und T-Shirt bedingt zu besichtigen ist, wird der Platz vom Café de Paris und Hotel de Paris (700€ Euro/ Nacht, wie ich erfahren habe) eingerahmt. Beides Orte für die exklusiven Begegnungen zwischen den Reichen und Schönen. Und gleich um die Ecke liegt auch das Metropole Shopping Monte Carlo, die eleganteste Shopping Mall des Landes. Von außen recht unscheinbar zwischen den Häuserfassaden versteckt, von innen fast schon vergoldet, erstreckt sie sich über 4 Etagen in den Untergrund hinein. Sie wirkt dennoch nicht besonders riesig, denn hier ist nur Platz genug für die besonders luxuriösen Marken und Boutiquen. Der ganze Komplex wir auf gefühlte 15°C heruntergekühlt, daher bietet er sich dennoch für einen ausgiebigen Spaziergang zur Akklimatisierung an.
Doch statt Geld, hatte ich nur ein wenig Zeit dort gelassen und zog weiter. Den Weg vom Auto bis hier her hatte ich ja am Hafen entlang begangen, daher entschied ich mich für die Route durch die Häuserschluchten auf dem Rückweg. Der Ausgang der Mall mündet in einem kleinen und sehr gepflegtem Park mit tropischen Palmen, die am betonierten Wegesrand stehen. Hier konnte ich beobachten, wie die einheimischen Kinder Auslauf auf den begrenzten Rasenflächen bekamen, während ihre Elternschaft auf den schattigen Bänken durch die Balenciaga-Sonnenbrille ein besorgtes Auge auf ihr Handy, in selteneren Fälle auch auf ihren Nachwuchs warfen. Der Rasen Monacos scheint besonders pflegeleicht zu sein, da er wohl keine Flecken macht, denn selbst beim Spielen auf dem Boden wurden weiße Polohemden getragen.
Um meinen Rundgang durch das Inland zu vollenden, schlenderte ich noch eben an der örtlichen Kirche vorbei. Ein unscheinbarer Bau, klitzeklein und fast unter einer Autobrücke gelegen, strahlt sie dennoch einen eleganten Schein aus. Das gleiche Prozedere wie immer, von innen jedoch erinnerte sie mich stark an die ebenso unscheinbare Kirche Portofinos. Die Decken- und Wandgemälde wirken überraschend prunkvoll, nachdem das äußere Erscheinungsbild der Kirche so schlicht gehalten ist.
Bevor ich abermals zurück in den Untergrund und in das Parkhaus wanderte, hielt ich noch für einen kleinen Stopp bei selbigem Supermarkt, um zum einen ihre kostenlosen Internetdienste in Anspruch zu nehmen, zum andern aber um diesmal auch wirklich einen kleinen Einkauf zu erledigen. Mit dem teuersten Brot meiner Reise unterm Arm, ließ ich mich dann im bequemen Sessel hinterm Steuer nieder und bahnte mir meinen Weg hinaus aus Monaco. Natürlich mit kleinem Umweg, um mich auch einmal wie ein Formel 1 Pilot auf der Rennstrecke zu fühlen. Das Rennwagenfeeling konnte ich mit dem Van leider nicht ganz erreichen.
Man muss sagen, Monaco ist ein wirklich sehr saubere Stadt, ein blitze blankes Land. Kein einzelnes Stück Müll auf den Straßen, die Gehwege und Parks sind makellos geputzt und ich glaube ich habe nicht mal eine einzige Taube zu Gesicht bekommen. Dennoch wahrscheinlich mehr Schein als sein, aber das makelloser Image dieser Stadt des Luxus muss natürlich aufrecht erhalten werden. Läuft man zu Fuß durch die Straßen, befindet man sich in einem absolutem Häuserdschungel, außer man ist am Hafen unterwegs. Dort wird einem der Blick aufs Meer zwar weitestgehend versperrt, aber das immerhin von prunkvollen Giganten, die ruhig im Waser liegen. Ich denke zum alljährlichen Rennen ist die Stadt jedoch völlig verwandelt in jeglichem Sinne. Zu diesem Spektakel muss man vielleicht doch noch mal wieder kommen. Bis dahin bleibt mir nur der Geruch von Extravaganz und purem Luxus in der Nase, der das Land durchzieht.
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Hallo Ben.was bist du doch für ein schlaues Kerlchen, findest dich gut zurecht.Schmunzeln musste ich beim Lesen, wie du beschreibst, was so eine veränderte Position manchmal mit dir macht… (das Jubilieren in der Brust, wenn du von deinem Autositz aus eine gute Übersicht über sauteure Wagen hast, oder von der brüllenden Autostraße – schwupps – durch die richtige Tür in die schöne Atmosphäre eines Parks gerätst). Herrlich auch, wie du, trotz des vielen Prunks, das biblische Paar unserer Tage bemerkst und dass du, der durchaus etwas auf sich halten kann, nicht in die Touristenfallen tappst. Aber, das sehe ich auch so, an die Schönheit, die ja im Auge des Betrachters liegt, soiite man sich lange erinnern. Ich bleibe neugierig…