Österreich- Flanieren am Attersee

Auch wenn Tschechien sich bei meinem Besuch wohl von einer seiner besten Seite gezeigt hat und die Burgen und Schlösser im strahlenden Sonnenlicht nur so geglänzt haben, war ich doch sehr froh in der ersten Bäckerei direkt hinter der Grenze mit einem deutschem ‚Gutem Morgen‘ begrüßt zu werden und auch das Gefühl, mein Frühstück mit der mir bekannten Währung zu bezahlen, hat sich um einiges erleichternder angefühlt als so manche Begegnung die ich mit tschechischen VerkäuferInnen erfahren durfte. Aber ich kann es wohl niemanden übel nehmen, dass man jemanden nicht mit all seiner von Herzen kommenden Freundlichkeit begegnet, der nicht einmal die eigene Sprache spricht.

Jedenfalls habe ich es nun ins zweite Land der Reise geschafft und mein Frühstück später an der Donau genießen dürfen. Am Morgen nach dem Erwachen in Predni Vyton noch überlegt, was ich denn überhaupt in Österreich so zu sehen bekommen möchte, habe ich mich bei dem Ausblick auf den idyllischen Dorfsee in der Morgensonne entschieden, so etwas ähnliches wie das hier sollte es wohl sein. Auf der Landkarte ist mir ein größerer See direkt ins Auge gesprungen und gegen Mittag habe ich es dann ans Ufer des überwältigend schönen Attersee geschafft. Umgeben, fast schon umzingelt, von stattlichen Bergen liegt der See westlich von Salzburg und darf sich zurecht als eines der Highlights Österreichs küren. Schon Gustav Klimt wusste diese rohe Schönheit der Natur zu schätzen und verbrachte einige Jahre flanierend an diesem Ufer, um an einigen seiner großen Kunstwerke zu arbeiten.

Nach dem Aufbau meines Lagers auf einem Campingplatz mit konkurrenzloser Lage direkt am Wasser, war gerade mal die Mittagssonne fortgezogen. Heißt ich hatte noch den ganzen Nachmittag und Abend um die Aussicht auf die sich im Wasser spiegelnden Berge zu genießen. Naheliegend war dann erstmal der Sprung ins kühle Nass, die Betonung liegt auf Kühl. Bei all der Sonne der letzten Tage und der Außentemperatur von 24 Grad, habe ich wohl übersehen, dass wir immer noch Anfang Mai haben und so ein Bergsee sich nicht von drei Sonnenstrahlen auf Badewannentemperatur erhitzt. Das Badevergnügen fiel dann doch eher kurz, wenn auch sehr erfrischend aus.

Als die knallende Sonne des Tages sich so langsam auf den Weg hinter die Gipfel machte, wagte ich mich dann nochmal mit dem Stand-Up-Paddle-Board aufs Wasser und schipperte geradewegs ins Paradies. Das Wasser war glasklar und an der Oberfläche mit Pollen bedeckt, die sich beim durchqueren mit dem Board in goldenen Staub auflösten und majestätisch um mich herum tanzten. Dazu die Aussicht auf das Gebirge rings herum und dem spiegelglatten See. In meinem Kopf, wie hätte es auch anders sein können, ein Ohrwurm vom Lied ‚Life could be a dream‘. Der Song hängt in meinem Kopf seit ich das erste Mal ‚Cars‘ geguckt habe, wahrscheinlich konnte ich da noch nicht mal laufen. Vielleicht kam er mir in diesem Moment ins Gedächtnis, weil ich in den letzten Tagen ebenso über die Straßen geglitten bin, wie Lightning McQueen. Auf jeden Fall hat er seit Jahren in meinem Kopf gewartet und den wohl bestmöglichen Zeitpunkt ausgesucht um hervorzukommen und der Szenerie das letzte etwas zu verpassen! Die Endstufe von Kitsch und doch hätte es in diesem Moment nichts schöneres geben können.

Und als die Kirche am Ufer so an mir vorbei schipperte, fielen alle Sorgen über diese Reise endgültig von meiner Seele. Aus Gedanken an das Verkommen in der Einsamkeit wurde Gedanken der Vollkommenheit im Alleinsein. Und alleine war ich sowieso nicht.  Neben dem Sonnenuntergang, der sich auf meine Schultern setzte und mein Gesicht wärmte, gesellte sich ein Entenpaar zu mir. Die wehrte Gesellschaft fing jedoch unerwartet an ihren Liebestanz Lautstark und in brutalster Weise zu begehen. Die wundervolle Abendidylle konnte dadurch jedoch keineswegs geschmälert werden. Ebenfalls in Kuschelstimmung waren dann auch ein ganzer Schwarm an Mücken, die es sich neben und an mir bequem machten. Diese Liebe beruhte jedoch nicht auf Gegenseitigkeit, also brachte ich mich dann doch schnell in Sicherheit und unter die Bettdecke.

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Urbiestone
Urbiestone
2 Jahre zuvor

Mit großer Neugier habe ich begonnen, deinen Blog zu lesen. Bin beeindruckt von der Art, wie du an die Verwirklichung deines großen Traumes herangehst und den ersten Darstellungen dessen, was es mit dir macht. Angenehm finde ich die Sprache, mit der du deine Eindrücke schilderst, naja und toll, wenn es Bilder dazu gibt. Ich bleibe mal neugierig.

oma
oma
2 Jahre zuvor

Was Du so alles in den Zusammenhang bringst, ich bin beeindruckt. Woher kennst Du denn Klimt ? Schön, das es auch schon Bekannte gibt, wenn es auch nur Enten oder Mücken sind. Fallen die schönen Worte deiner Beschreibungen einfach so aus deinem Kopf auf die Tastatur ?

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