So beginnt also meine Reise, ganz anders als geplant, aber vom Schicksal wohl von Anfang an so ausgetüftelt, in Tschechien. Nach einem ereignisreichem und in Sonnenstrahlen gebadeten Tag in der goldenen Stadt Prag, zog ich mich für meine erste Nacht alleine in der Wildnis auf einem Parkplatz in einem Vorort der Hauptstadt zurück und schlief auch gleich, wenn auch in Schieflage auf Grund der Unebenheit des an einem Hügel liegenden Parkplatzes , tief und fest bis die erste Geräuschkulisse des Tages, eine Mischung aus Vogelgezwitscher und Autoabgasanlagen, mich in den Tag begrüßte. Da der Schotter mir nicht der passende Untergrund für mein erstes Frühstück in Einsamkeit schien, zog ich direkt los und baute schon wenige Minuten später meine Klapptisch auf der Spitze eines mit Blumen übersäten Hügels auf und servierte mir selber zum ersten Mal ein erstklassiges erstes Mahl. Mit Sommersonne auf und frischer Bergluft in der Nase genoss ich meine Haferflocken, während ich einer Herde von glücklichen Rindern bei ihrem (nicht ganz so deliziösem) Frühstück zu schaute. Nachdem ich das gemeinsame Frühstück beendete, rollte ich weiter gen Süden und landete bei der Hrad Zvikov. Eine wirklich bemerkenswert gut erhaltene Burg mit umliegendem Komplex. Gelegen auf der Anhöhe eines kleinen Berges nimmt sie die gesamte Halbinsel an der Schnittstelle zwischen der Otava und Moldau ein.
Ein malerisches Bild, dass ich so von Tschechien nicht erwartet hatte, eine Mischung aus brandenburgischen Wäldern und skandinavischen Bergen, durchzogen von einem ruhigen Fluss auf dem diese Burg elegant thront.
15 Kilometer Asphalt entfernt gelegen, die Stadt Pisek. Eigentlich wollte ich mich von Google nur zum nächsten Bankautomaten führen lassen, entpuppte sich der Ort als ein glücklicher Zufallstreffer für mein Gemüt, denn die Altstadt rings um die Kirche ist eine wahre Schatzgrube der vergangenen Architektur.
Für die Übernachtung habe ich mir geschickter Weise den Campingplatz direkt neben der Hrad ausgesucht, den ich zusammen mit einem einzigen anderen Zelt besiedelte. So konnte ich den ersten Tag in einsamer Idylle ausklingen lassen.
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Nach einem gemütlichen Morgen, der durch einen tierischen Wecker in Form einer über meinem Bett so dahin schwirrenden Wespe sehr früh begann, trieb es mich weiter in die Stadt des Tschechischen Bieres. Doch zuvor ein Zwischenstopp in Hluboka, wo mich, auf meinem Weg zur Hauptattraktion der Stadt, ein weitläufiger Panoramablick von der Seite überfiel , der sich fast bis über die Grenze nach Österreich erstreckt. Angelangt am ‚Statni zamek Hluboka‘ musste ich endgültig feststellen, dass sich ein völlig falsches Bild von Tschechien in meinem Kopf angesiedelt hat, dass durch die Schönheit und beeindruckende Architektur der Bauten, Gotteshäuser sowie auch der Natur völlig umgekrempelt wurde. In meinen Gedanken wird dieser Ort wohl eher als tschechisches Harvard hängen bleiben, anstatt dem nicht ganz so melodischen, dennoch wohl sehr treffenden Eigennamen.
Doch nun, endlich in Budweis angelangt, ging es ans eingemachte als ich auf der Suche nach der hauseigenen Marke war. Feststellen konnte ich drei Dinge. 1. Es ist verdammt schwer in Budweis ein Budweiser zu erstehen, denn 2. Wenn Bier getrunken wird, dann aus einem mir unersichtlichen Grund, die Konkurrenz Marke Pilsner und 3. Anscheinend besitzt jeder Ort in Tschechien der sich in irgendeiner Weise Stadt nennen will, eine historische Altstadt die mit ihrer Schönheit den gesamten Wirtschaftszweig des Tourismus in der Region auf ihren Schultern trägt und der keiner mir bekannten deutschen Stadt das Wasser reichen könnte. Ob Prag oder Zvikov, in mir haben sie pure Begeisterung ausgelöst.
Nachdem ich meinem treuem Gefährt eine kurze Pause gegönnt habe und ich mich auf eine 2km Wanderung zu einer weiteren Burg(-ruine) gemacht habe, sind wir immer dichter in Richtung des deutschsprachigen Raumes geglitten und verweilen nun ein paar Kilometer der österreichischen Grenze entfernt an einem graziösem See bei dem der Schöpfer sich eindeutig Inspiration in Italien gesucht hat und mich schon von meinen Wegen durch die mediterrane Landschaft träumen lässt.
Abschließend kann ich das Gesamtpaket Tschechiens als einen guten Start in diese Reise küren. Ein sehr lehrreiches Reisen für mich und auf meinen Weg einmal vom Norden bis runter in den Süden des Landes habe ich so einiges Entdecken und Erleben können. Ich habe mich durch viele wunderschöne Straßen geleiten lassen, die sich über Berge und durch endlose Wälder schlängelten. Allzu langweilig wurde es mir dabei nie, denn egal wohin man geht, überall zwischen den Hügeln trifft auf man auf wundervolle kleine urige Dörfer die den Charme Tschechiens widerspiegeln. Je weiter man in den Süden vordringt, desto intensiver mischt sich da schon ein wenig italienischer Flair mit hinein. Die Häuserwände aus Bruchstein rücken dort immer enger zusammen und das manövrieren des Vans wurde zum Teil schon eine Kunst für sich. Zum Glück haben die mitdenkenden Tschechen überall Spiegel an der Straße aufgehängt, die in erste Linie vielleicht der Begutachtung der eigenen Frisur beim Spaziergang durch den Ort dienen, sich jedoch hervorragend machen um aus dem Auto heraus den LKW um die nächste Ecke zu sehen, der gerade mit 60 km/h angeschlendert kommt und keine Manieren macht anzuhalten. Da habe ich mich dann doch das ein oder andere Mal für eine abruptes Anhalten auf der Straße entschieden.
Gepaart mit der Sonne als Dauerbegleiter meiner Reise war das alles aber schon fast ein kleiner Sommerurlaub im Mai.
Du machst tollen Beschreibungen ! Schön, daß ein Großstadt-Kind sich so für die ländlichen Idylle begeistern kann !